Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung

Mit dem Band „Deutsche Gedichte I“ eröffnete die „Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung“ 1985 in Mainz die neu ins Leben gerufene „Handbibliothek Dieterich“. Sie knüpfte mit ihrem editorischen Vorhaben an das verlegerische Programm des expressionistischen Lyrikers Wilhelm Klemm (1881 ‒ 1968) an, das dieser in den großen Zeiten des Leipziger Buchhandels initiiert hatte. Den Reihennamen änderte die DVB Mainz in der Folge in „Allgemeine Reihe“ um. Die weit ausholende, alle lyrischen Formen vom Lied über die Ballade bis hin zum Lehrgedicht einbeziehende Anthologie entstand nach beinahe zehnjährigen Vorarbeiten in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts als ein Gegengewicht gegen alle Versuche, die deutsche Dichtung politischen oder ideologischen Vorzeichen unterzuordnen. Gerade in der heutigen Zeit, in der der Sinn für den lyrischen Ausdruck zu verkümmern droht, bietet sie dem Lesenden eine umfangreiche Auswahl aller Gedichte, die er kennen sollte, wenn er die lyrische Tradition deutscher Dichtkunst genauer verstehen will. Die chronologisch angelegte Sammlung reicht von den frühen Anfängen bis hin zu den Höhepunkten artifizieller Lyrik im späten neunzehnten Jahrhundert. Die mittelalterliche Lyrik wird um des besseren Verständnisses willen in zweisprachigen Versionen angeboten. Auf die lyrischen Juwelen aus der barocken und vorklassischen Zeit folgen in besonders breit gestreuter Anordnung die noch heute einen Gipfel lyrischen Sprechens markierenden Gedichte Goethes und Schillers. Daneben geizt die Anthologie nicht mit Entdeckungen und Hinweisen auf bisher zu wenig Beachtetes. Knappe Kommentare am Ende des Bandes erschließen schwer verständliche Stellen und orientieren über die Biographien der Autoren. Ein ausführliches Nachwort beleuchtet Entstehung, Auswahlkriterien und Bedeutung der Sammlung, mehrere Register lassen den gediegen ausgestatteten, handlichen Leinenband zu einem klassischen Nachschlagewerk werden.