Geschichte der Schandsäule
Aus dem Italienischen übersetzt von Burkhart Kroeber. Mit einem Vorwort von Umberto Eco und einem Nachwort von Michael Stolleis.
1630. In Mailand wütet die Pest. Als Verursacher werden mehrere Bürger ausgemacht und gegen sie ein öffentlicher Gerichtsprozess geführt: Bezichtigt, sie hätten durch Beschmieren der Hauswände mit giftiger Salbe die Pest verbreitet, werden sie nach ausgiebigen Foltern verurteilt und, "um ein Exempel zu statuieren", auf grausamste Weise hingerichtet. Alessandro Manzonis Geschichte der Schandsäule, 1842 als Anhang seines Romans I promessi sposi (dt. Die Brautleute) veröffentlicht, überliefert diesen Gerichtsprozess, genauer den Fall des Barbiers Giangiacomo Mora, der es nach Meinung des Autors verdient habe, "als Beispiel für ein besonders beklagenswertes Schicksal in die Geschichte einzugehen". Das Ergebnis von Manzonis gründlich recherchierter Dokumentation ist einer der großen aufklärerischen Texte gegen die Folter als Mittel der Wahrheitsfindung und zugleich ein bedeutsamer rechts- wie moralphilosophischer Essay gegen Willkürjustiz und populistische Rechtssprechung. In Italien gehört die Geschichte der Schandsäule zum Kernbestand der klassischen Literatur, im deutschsprachigen Raum ist sie jedoch so gut wie unbekannt. Die Übersetzung von Burkhart Kroeber (der auch Die Brautleute übersetzt hat) zeigt sie als ebenso engagierte wie präzise argumentierende Schrift, hochgradig sensibel für verborgene Lügen und voll glühender Leidenschaft für Recht und Gerechtigkeit - "eine schreckenerregende Geschichte, die uns auch heute noch durchaus etwas angeht", wie Umberto Eco in seinem eigens für diese Ausgabe verfassten Nachwort schreibt. Der renommierte deutsche Jurist und Rechtshistoriker Michael Stolleis erläutert in seinem Nachwort Manzonis Motive, sich mit der Folter und darüber hinausgehend mit prinzipiellen Fragen des Strafprozesses zu befassen. Zugleich erinnert er daran, wie aktuell die Problematik der Folter ist, obwohl sie offiziell weltweit geächtet ist.
2012, 224 Seiten, broschiertexcerpta classica 27ISBN 978-3-87162-076-820,00 EURsofort lieferbarWeitere Informationen